Entdeckertour
Wein an neuen Ufern – Edle Tropfen und Mona Lisas Lächeln am Großräschener See
Wir beginnen unsere Tour am Parkplatz IBA-Kreisel und orientieren uns am gelben Klinkertor als Eingang zur Allee der Steine. Großräschen war vor der politischen Wende die sogenannte „Klinkerhauptstadt“ – nach Überlieferungen ist das Rote Rathaus in Berlin aus Großräschener Klinkern erbaut. Einige historische Klinkergebäude werden wir auf unserer Tour entdecken können. Wir durchqueren die Allee der Steine und sind sofort gefangen von den Zeitzeugen der letzten Eiszeit. Durch den Bergbau geborgen und von Menschenhand inszeniert bilden die Findlinge Steinmeer, Säulen, Gruppen und ein anmutiges Liebespaar. „Pückler on Ice“ ist eine Homage an den Landschaftsarchitekten Fürst Hermann von Pückler-Muskau, dessen Erbe so in Großräschen lebendig gehalten wird. Die Baumgruppen mit ihrem in den Jahreszeiten wechselnden Farbenspiel begleiten uns zur Victoriahöhe hinauf – auf dem Aussichtspunkt öffnet sich die Landschaft und gibt uns einen ersten Blick auf den Großräschener See mit Hafen, auf den Weinberg und auf die IBA-Terrassen frei. Bei guter Sicht kann man bis zum Kamenzer Hutberg ins sächsische Bergland blicken. Die an der Böschungskante steil herausragende Seebrücke ist ein Abwurfausleger des letzten Tagebaugroßgerätes im ehemaligen Tagebau Meuro und konserviert als beliebtes Fotomotiv ein Stück Industriekultur.
Der 2012 von einem einheimische Landwirt aufgerebte Weinberg ist die einzige Steillage Brandenburgs auf gewachsenem Boden. Vom Mikroklima begünstigt erreichen die weißen und roten Trauben ihre volle Reife. Die Weine werden sortenrein im sächsischen Weinhaus Meissen Prinz zur Lippe ausgebaut. Neugierig geworden? In einer Weinbergführung direkt beim Winzer erfahren Sie mehr über die Wiederbelebung des Weinanbaus in der Lausitz, in der Weinprobe können Sie mit allen Sinnen riechen, sehen und schmecken, welch hohe Qualität in klimatischen Grenzregionen erzielt werden kann.
Von der Victoriahöhe führt unsere Tour weiter über den Promenadenweg an den IBA-Terrassen entlang, ein 270 m langes Bauwerk, das im Rahmen eines Internationalen Architekturwettbewerbs 2004 nach den Plänen von Architekt Ferdinand Heide (Frankfurt am Main) errichtet wurde. Die Tageszeitung Die WELT titelte: „Ungewöhnlichste Zivilisationskante der Welt“. Haus 1, 2 und 3 befinden sich aktuell im Umbau. In der benachbarten Touristeninformation erhalten Sie Kartenmaterial mit Radwegen und Ausflugstipps, Bildbände, Reiseführer, kleine Geschenkartikel und den Großräschener Wein.
Nach einem Blick in den Hafen führt unsere Tour weiter entlang der Seestraße zum Herzen der Stadt auf den Marktplatz. Klinkergebäude, die an die Blütezeit der Ilse-Bergbau AG erinnern, prägen linker Hand unseren Weg: das ehemalige Ledigenheim (jetzt Seehotel Großräschen), das frühere Beamtenhaus (jetzt Sitz des IBA-Studierhauses) und die ehemalige Beamtenvilla.
Klinkergebäude, die an die Blütezeit der Ilse-Bergbau AG erinnern, prägen das Bild. Dazu gehören das ehemalige Ledigenwohnheim – jetzt Seehotel Großräschen, die ehemalige Direktorenvilla und das frühere Beamtenhaus – jetzt Sitz des IBA-Studierhauses. Das IBA-Studierhaus lädt ein, das gesammelte Filmmaterial der IBA zu entdecken. Jeden ersten Sonntag im Monat bietet das Lese-Café außerdem die Möglichkeit, in Publikationen der IBA zu schmökern und mit ehemaligen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Wieder auf der Seestraße angelangt, fällt ca. 100 m nach dem Kreisverkehr die 1953/ 54 erbaute ehemalige Betriebsberufsschule der Ziegler auf. Besonders die an der Vorderseite des Gebäudes angebrachten Formklinker, das sind aus einem Stück gebrannte Figuren aus Ton, lassen ein Stück Geschichte lebendig werden. Nach der politischen Wende wurde das Gebäude zunächst als Gymnasium genutzt und beherbergt heute die mehrfach als Praxislernschule ausgezeichnete Oberschule. Namenspatron ist Friedrich-Hoffman, der als Erfinder des Ziegelrundofens gilt.
Wenn wir die Bundesstraße überqueren fällt unser Blick auf das älteste Haus der Stadt, den Kurmärker mit seiner weit sichtbaren Fachwerkfassade. Erst wenn wir unmittelbar am Markt angekommen sind, entdecken wir ein Kleinod im Herzen der Stadt: den denkmalgeschützten Dreiseitenhof, der als „Haus der Landwirtschaft“ von einem örtlichen Förderverein mit neuem Leben erweckt wird. Die ganze Schönheit des Ensembles erschließt sich uns erst im Hof mit Blick auf den Laubengang, ein Besuch im Landwirtschaftsmuseum ist nach vorheriger Anmeldung möglich. Der Hofladen ist schon lange kein Geheimtipp mehr – neben regionalen Produkten kann hier auch schnell ein Mittagsimbiss eingenommen werden. Beliebt sind die wechselnden Tagessuppen nach Hausmacherart, aber auch ein hausgebackener Kuchen, Imkerhonig und Großräschener Wein können für den Picknickkorb eingepackt werden.
Weiter geht’s auf dem gut ausgeschilderten Radweg in Richtung Dörrwalde zur liebevoll restaurierten Holländermühle. (*) Über Allmosen und Bahnsdorf gelangen wir zum Ilsekanal: der längste Tunnel Europas, der zwei Seen verbindet: den Großräschener See und den Sedlitzer See. Radfahrer können schon heute das Ergebnis von Ingenieurskunst und Maschinenkraft durchqueren, Schiffe dann in ein paar Jahren. Zurück in Richtung Großräschen machen wir Halt an der Wasseraufbereitungsanlage Rainitza: zwei Waschbecken und Informationstafeln künden von den notwendigen Schritten zum Erreichen der Badewasserqualität der Lausitzer Seen.
In Großräschen zurück haben wir uns eine Pause verdient: Wie wär´s mit Entspannung am langen, breiten Großräschener Sandstrand und einem Sprung in den Großräschener See? Oder wollen wir mit Blick auf den Hafen Cocktails, Snacks und Burger ganz unkompliziert genießen und lassen unsere Entdeckertour mit Blick auf die Seebrücke noch einmal Revue passieren? Dann ist Haus 4 (Hafenstraße 4) die richtige Adresse.
(*) alternative Kurzstrecke: von Dörrwalde kommend queren wir die Bundesstraße, biegen links ab und gelangen zum Rastpunkt Rainitza, fahren weiter zum Überleiter und denselben Weg zurück, dann weiter nach Großräschen wie oben beschrieben.